Klinische Differentialdiagnostik

in genetischen Sprechstunden oder im Rahmen stationärer Konsile mit Erheben der individuellen Anamnese, des Stammbaums über mindestens drei Generationen sowie ggf. der Analyse des Phänotyps durch gründliche körperliche Untersuchung und unter Berücksichtigung von klinischen Befunden (z .B. Bildgebung, Laborwerte, pränatale Befunde etc.) und ggf. computergestützter Phänotypisierung

Vor allem bei Patienten mit

  • Entwicklungsstörungen,
  • geistiger Beeinträchtigung,
  • Fehlbildungen und
  • Dysmorphien sowie
  • bei Patienten mit neurologischen und internistischen Symptomen

ist eine genaue differentialdiagnostische Einschätzung erforderlich, die die Kenntnis vieler Seltener Erkrankungen erfordert und  Grundlage einer zielführenden genetischen Analyse ist.

 

Prä- oder postnatale Diagnostik genetisch (mit-) bedingter Erkrankungen 

Genetische Analysen einschließlich der Interpretation genetischer Varianten im prä- oder postnatalen Bereich unter Berücksichtigung des individuellen, familiären und populationsspezifischen Kontextes. Genetische Analysen zielen aktuell in erster Linie auf die 

  • Diagnose von Chromosomenstörungen und
  • von kausalen Varianten in einzelnen Genen (monogene Erkrankungen). Letztere werden entweder gezielt oder zunehmend mittels genomweiter genetischer Analysen, z.B. als klinisches Exom, Gesamtexom, Genom oder (virtuelle) Multi-Gen-Analysen (Gen-Panels), festgestellt. Dabei kommt der Varianteninterpretation zur Unterscheidung von hochpenetrant pathogenen, moderat-penetranten pathogenen und nicht-pathogenen Varianten eine zentrale Bedeutung zu.
  • Die genetische Diagnostik schließt zudem die Analyse modifizierender Gene und genetischer Risikofaktoren sowie
  • die Analyse von Genprodukten und epigenetischen Veränderungen ein.
  • Insbesondere die genetische Untersuchung von Keimbahn- (d. h. konstitutionellen) Varianten ist eine Kernkompetenz qualifizierter Humangenetiker.
  • Spezifische humangenetische Expertise ist ebenso erforderlich in der Pharmakogenomik 
  • bei der Analyse somatischer Varianten (inklusive genetischer Signaturen von Tumoren, Tumorzytogenetik) und
  • von Mosaiken sowie
  • von erworbenen genetischen Eigenschaften auf dem Gebiet der Reproduktionsgenetik. Die Nutzung jeweils aktueller Datenbanken, Klassifikationssysteme und Analysewerkzeuge ist essentiell.